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Wie kann ich mein Kind zu Hause fördern? Brauche ich eine besondere Ausbildung?

Ihre Liebe ist die wichtigste Förderung, die ein Kind braucht. Diese können sie ihm ohne jede Ausbildung zukommen lassen!

Viele Kinder haben Angst, dass sie die Liebe und Zuneigung ihrer Eltern verlieren, wenn sie schlechte Noten nach Hause bringen. Für LRS-Kinder wird dies um so schwerer, weil sie durch häufiges Üben ihre Fehler nicht in den Griff bekommen und deshalb zusätzlich noch befürchten, „dumm“ zu sein. Wenn Sie Ihrem Kind diese Angst nehmen, indem Sie ihm zeigen, dass Liebe nichts mit Rechtschreibleistungen zu tun hat, dann haben Sie schon sehr viel für Ihr Kind getan.

Darüber hinaus ist es für Eltern sehr schwierig, das eigene Kind wirklich effektiv zu fördern. Bei dem Versuch rutscht man nur allzu leicht aus der Therapeuten-Rolle wieder in die Elternrolle. Deshalb ist es in der Regel besser, die Therapie außerhalb durchführen zu lassen. Das kann (und sollte eigentlich) zuerst in der Schule sein, aber auch erfahrene niedergelassene Therapeuten können behilflich sein.

Wer hilft weiter, wenn die Schule nicht helfen kann?

Leider ist es so, dass die Schule häufig mit einer gezielten und konsequenten LRS-Therapie überfordert ist. Wünschenswert wäre dann der Schritt zu einem erfahrenen Therapeuten Ihrer Wahl.

Unterstützung kann das Kind bzw. können seine Eltern auch auf dem sozialrechtlichen Weg einfordern. Hierzu sollten Sie sich an Ihr zuständiges Jugendamt wenden.

Was kann ich von der Schule erwarten?

Die wichtigste Unterstützung für Ihr Kind ist das Verständnis der Lehrkraft.
Legasthene Kinder sind weder dumm noch faul. Sie sollten im Unterricht ermutigt und selbst kleinste Lernfortschritte sollten gewürdigt werden. Sprechen Sie offen mit dem Lehrer über das Problem und ziehen Sie anschließend den Beratungslehrer oder Fachlehrer oder auch den Rektor hinzu. Gemeinsam findet sich fast immer ein Weg.

Wichtig ist es, den Teufelskreis aus Fehlern – schlechten Noten – Versagensängsten zu durchbrechen!

Einige Schulen bieten spezielle Förderprogramme für ihre Schüler an. Eltern hören oft, die mangelhafte Rechtschreibleistung sei auf fehlendes Üben zurückzuführen und ein Notenschutz würde „Faulheit“ unterstützen.

Das ist falsch.

Jedes Kind möchte in die Klassengemeinschaft integriert sein und eine Sonderstellung, wie beim Notenschutz, vermeiden. Für legasthene Kinder ist er jedoch in den meisten Fällen notwendig, um den Leistungsdruck in der Rechtschreibung zu vermindern.
Was nutzt Ihrem Kind eine 5 oder 6 in einer Klassenarbeit. Die Rechtschreibung verbessert sich dadurch nicht.

Bitten Sie die Schule schriftlich um die Aussetzung der Benotung in der Rechtschreibung, wenn ein Nachteilsausgleich nicht hinreichend ist.
Ein Gespräch mit dem Klassen- oder Fachlehrer ist vollkommen unverbindlich für beide Seiten.

Hierzu ist kein außerschulisches Gutachten notwendig. Die Lehrer erkennen die besonderen Schwierigkeiten Ihres Kindes und beschließen auf Grund dieser Situation die Einstufung Ihres Kindes als „Schüler/Schülerin mit besonderen Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechtschreiben“
Haben Sie das Gefühl, dass die verantwortlichen Lehrer nicht ausreichend über die LRS-Problematik informiert sind, so wenden Sie sich bitte an die Schulleitung und den Schulpsychologischen Dienst Ihres Schulamtes. Hier wird man Ihnen sicher weiterhelfen.

Wichtig: Für Schülerinnen und Schüler, die einer zusätzlichen Fördermaßnahme bedürfen, gilt für die Klassen 3 bis 6 und in begründeten Einzelfällen auch für die Klassen 7 bis 10, dass ein Nachteilsausgleich (Differenzierung, Zeitzuschlag ) bzw. Notenschutz gewährt werden kann.

Wie erkenne ich, ob bei meinem Kind eine Legasthenie vorliegt?

Diese Kinder machen sehr viele Rechtschreibfehler und auch durch kontinuierliches Üben gelingt es nicht, die Fehlerzahl zu reduzieren.
„Den Legastheniker“ gibt es nicht. In jedem Einzelfall gibt es unterschiedliche Ursachen und Therapieansätze. Auch der Schweregrad ist sehr unterschiedlich und unabhängig von der Ursache.

Es gibt keine typischen LRS Fehler.

Wörter, die heute richtig geschrieben werden, werden morgen falsch geschrieben. In einem Text wird das gleiche Wort auf mindestens zwei unterschiedliche Arten geschrieben, ohne dass dies dem Kind auffällt.

Die Diagnose sollten Sie einem Fachmann überlassen. Eine umschriebene Teilleistungsstörung wird von einem Mediziner (Facharzt für Kinder-und Jugendpsychiatrie) festgestellt.

Wird mein Kind jemals richtig lesen und schreiben lernen?

Es wird bei konsequenter Hilfe auf jeden Fall lesen und schreiben lernen. Es wird aber auch während seines ganzen Lebens Legastheniker sein. Die rechte Lust am Lesen und Schreiben finden diese Kinder eigentlich nie. Wo sie lesen und schreiben müssen, werden sie das dann auch durchaus tun, aber viel Spaß macht es ihnen nicht.

Bei einer leichten Legasthenie bestehen gute Aussichten, dass ein relativ großer Wortschatz auch schriftlich erlernt werden kann. Nur selten verwendete Wörter bereiten dann noch Probleme. Bei einer schweren Legasthenie bleiben die Schwierigkeiten mit der Schriftsprache trotz jahrelanger Therapie ein Leben lang bestehen.

Wird mein Kind zum Außenseiter, wenn die Lehrer erfahren, dass es Legastheniker ist?

Viele Kinder sind bereits Außenseiter, wenn endlich festgestellt wird, dass das Grundproblem eine Lese-Rechtschreibstörung ist. Generell gilt, dass die Kinder um so weniger in eine Außenseiterposition gedrängt werden, je besser die Umwelt über die Probleme des Kindes informiert ist. Wenn alle Bescheid wissen, die Lehrer, Verwandten und Freunde, dann werden sie dem Kind mit Verständnis begegnen und so einer Außenseiterposition erfolgreich entgegenwirken.

Was sollte bei einer Bewerbung und im Berufsleben beachtet werden?

Spätestens im Laufe der Ausbildung wird dem Ausbilder auffallen, dass der Auszubildende ihm das Problem der Lese-Rechtschreibstörung verschwiegen hat. Dies wird das Vertrauensverhältnis auf jeden Fall belasten. Aus dieser Erfahrung sollte man schon bei der Bewerbung mit offenen Karten spielen: Dem Bewerbungsschreiben wird außer dem eigentlichen Anschreiben ein Lebenslauf und das letzte Zeugnis beigelegt. Es hat sich sehr bewährt, in einem kurzen Aufsatz „Warum ich den Beruf des …. erlernen möchte“ darzulegen, was an diesem Beruf so interessant ist, und in diesem Zusammenhang auch auf die schulischen Schwierigkeiten kurz einzugehen. Schwache Leistungen in Deutsch oder in den Fremdsprachen sind sowieso aus dem Zeugnis zu ersehen, daher ist es immer besser dies zu erklären und nicht unkommentiert zu lassen.

Bitte nehmen Sie so schnell wie möglich Kontakt zur zuständigen Industrie- und Handelskammer oder der Handwerkskammer auf. Prüfungsmodalitäten (z.B. Zeitverlängerung, Hilfsmittel wie Duden oder Wörterliste etc. ) während der Berufsausbildung und bei Abschlussprüfungen erleichtern und sichern dem jungen Erwachsenen den Berufsabschluss.